Mer losse d’r Dom en Kölle – Kölner Dom

UNESCO Welterbe seit 1996.
In Köln angekommen suchten wir zuerst ein italienisches Restaurant in Nähe des Doms, in dem mehr als Eis und Kuchen serviert wird. So stolperten wir durch verwinkelte Straßen und durch die Fußgängerzone aber leider ohne Erfolg. Jedoch stießen wir auf zwei Dunk’n Donuts Filialen. Schnell schoss uns die Idee in den Kopf, hier unser Kaffeegebäck zu besorgen.

Heutzutage im 21. Jahrhundert hat fast jeder ein Mobiltelefon dabei – wie auch wir. Dieses nutzte Sebi kurzer Hand um seinen Telefonjoker Robert anzurufen, der sogleich die Adresse und eine kleine Wegbeschreibung zum ersten Italiener am Platz lieferte. Danke an dieser Stelle.

Ausreichend gestärkt kehrten wir zu Kölns ewiger Baustelle, den Dom, zurück. Hoffen wir, dass dieser nie fertig wird, denn dann, so glauben die Kölner, wird die Welt unter gehen. 1248 mit dem Bau begonnen, wurde er erst 1880 nach den mittelalterlichen Bauplänen vollendet. Zwischenzeitlich ruhten die Bauarbeiten. Mit der im 19. Jahrhundert zur Verfügung stehenden Technik war es möglich, den Dom in nur 38 Jahren zu vollenden.

Er ist bereits der zweite Dom, der an dieser Stelle steht und es wäre beinahe der Dritte geworden, wenn die 7 Fliegerbomben, die ihn während des Zweiten Weltkrieges trafen, noch mehr Zerstörung angerichtet hätten. Der erste Dom wurde Stein für Stein abgetragen um Platz für einen Größeren zu schaffen, um die Pilgerströme bewältigen zu können, die erwartet wurden, als die Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln gebracht wurden, die heute noch dort liegen.

Der Dom ist ein beeindruckendes Bauwerk. Meter hoch schaut man zur Decke. Sein 157 Meter hoher Turm ist aus Kölns Stadtbild nicht mehr weg zu denken. Das gesamte Bauwerk umfasst eine Fläche von 7914 Quadratmeter.

Die 533 Stufen bis zur Turmspitze ersparten wir uns, denn wir hatten uns für heute noch mehr vorgenommen und mussten dringend weiter nach Brühl. So spurteten wir noch kurz bei Dunk’n Donuts rein, um uns mit frischen Donuts einzudecken. Sebi war überrascht, denn es gab doch tatsächlich richtigen, echten Kaffee. Nicht so einen Quatsch mit Aromastoffen, Sirup, Milchschaum und so nen Kram. Nein, ganz normaler Filterkaffee – sogar ohne Eiswürfel. Das war vor zwei Jahren in Berlin noch ganz anders.

Gestärkt gingen wir zurück zum Auto, den Dom haben wir dort gelassen …

Kohle und Kumpel – Industriekomplex Zeche Zollverein in Essen

UNESCO Welterbe seit 2001.
Das 4 Sterne besser gehen bewies das Lindner Congress Hotel in Düsseldorf eindrucksvoll. Das Zimmer war sehr großzügig geschnitten und ließ keine Wünsche offen. Die Servicekräfte waren professionel, freundlich und zuvorkommend. In gemütlicher Atmosphäre aßen wir in der Hotelbar ein echtes Wiener Schnitzel und tranken, wie es sich in Düsseldorf gehört, ein Altbier. Kölsch schickt sich nicht in D’Dorf, wie man uns zu verstehen gab.

Glück auf! Mit diesen Worten wurden wir in der Zeche Zollverein in Essen zur Führung begrüßt. Leider hatten wir nicht so richtig Glück mit dem Wetter und so besichtigten wir, die lange Zeit modernste Zeche der Welt, in strömenden Regen. Die Zeche wurde 1847 von Franz Haniel gegründet. 1918 wurde die Zeche unter Leitung der Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer erweitert. Sie achteten auf die Einhaltung einer perfekten Symetrie. Viele Gebäude auf dem Gelände sind gespiegelt oder zumindest optisch gespiegelt. So ist zum Beispiel die Elektrowerkstatt nicht genauso groß wie die gegenüber liegende Maschinenwerkstatt aber optisch wirken sie identisch, denn die Architekten bauten eine Art Blindwand um diesen Eindruck zu erwecken. Weiter setzt sich dieses Konzept beim Haupteingang durch, wo zwei Pförtnerhäuschen errichtet wurden obwohl das Zweite nie gebraucht wurde.

Die Architekten Schupp und Kremmer „erfanden“ ganz nebenbei die Normung. So definierten sie Einheitsgrößen für zum Beispiel Fenster. Diese konnten vorab in großer Stückzahl produziert und vor Ort schnell verbaut werden. Somit war es möglich den Neubau um den Doppelbockförderturm von Schacht XII in kürzester Zeit fertig zu stellen.

Der auf dem Foto zu sehende Doppelbockförderturm wurde ausschließlich zur Förderung und nicht zur Fahrung genutzt. Das heißt, Bergleute fuhren damit weder ein noch aus, wie uns unserer Führer, der selbst in dieser Zeche gelernt und über 30 Jahre als Bergmann gearbeitet hatte, erklärte.

Bei der Führung erfuren wir einiges über den Steinkohleabbau im Ruhrgebiet und natürlich über den von der Zeche Zollverein im speziellen. Eine Führung lohnt sich allemal. Mit vielen medialen Einspielungen, seien es Tonbandaufzeichnungen oder kleine Filme wird die Führung gut aufgepeppt. So wird zum Beispiel auf die heute still stehenden Maschinen eine Animation der Arbeitsweise projeziert, sodass man sich sehr gut vorstellen kann, wie die Kohle durch die einzelnen Stationen in der Zeche läuft.
Es wurde dort nicht nur gefördert und sortiert, der Zeche war auch eine Kokerei angeschlossen, in der die Kohle veredelt wurde.

Interessant ist die Tatsache, dass umliegende Zechen ihren Abbau unter Tage zum Förderturm des Schacht XII auf Förderbändern transportierten, um ihn dort zu Tage zu befördern.

Noch heute ist die Zeche Zollverein trotz ihrer Stilllegung von großer Bedeutung für das Ruhrgebiet. Die sich mit Wasser füllenden Schächte in der Gegend müssen trocken gehalten werden. Dies geschieht derart, dass sämtliches Wasser in Schacht XII zusammenläuft, dort gefördert wird und in eine Kläranlage gepumpt wird, bevor es dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt wird.

Zu Hochzeiten wurden in der Zeche täglich 12.000 Tonnen Kohle gefördert. Dazu war es nötig 15.000 Tonnen Material zu Tage zu fördern, später, als mehr Maschinen unter Tage eingesetzt wurden, die die Kohle nicht vom Berg unterscheiden konnten musste sogar noch mehr gefördert werden. Mit Fertigstellung und Inbetriebnahme des Doppelbockförderturms von Schacht XII wurden die anderen Schächte nur noch zur Fahrung genutzt und sämtlicher Abbau wurde an zentraler Stelle gefördert.

Das nicht verwertbare Gestein wurde nicht alles auf einer Halde abgeladen sondern ein großer Teil mit der Bahn in die Niederlande gebracht, wo es zum Deichbau diente.

Es offentbarten sich uns einige weitere dieser netten Details über den Bergbau im Ruhgebiet. Diese hier alle widerzugeben würde den Rahmen etwas sprengen und so sprechen wir an dieser Stelle die Empfehlung aus, die Zeche zu besuchen und eine Führung mit zu machen. Allerdings sollte man besseres Wetter abpassen, sodass man vom Dach der ehemaligen Kohlenwäsche aus auch weit ins Umland schauen kann. Zwar bestiegen wir das Flachdach mit Besucherterrasse und erwischten glücklicherweise eine Wolkenlücke doch leider war es zu diesig, als dass man weit sehen konnte.

Nun war schon Mittag und wir hatten außer eines Brötchens noch nichts weiter gegessen, weshalb wir direkt im Anschluss an die Führung nach Köln aufbrachen. Wie praktisch, dass sich dort das nächste Welterbe befindet…

Alte Bekannte – Rathaus und Roland in Bremen

UNESCO Welterbe seit 2004.
Der Weg nach Bremen war recht schnell zurück gelegt. Ein paar kleine Schauer unterwegs aber sonst keine besonderen Ereignisse.

In Bremen trafen wir auf einen alten Bekannten – den Roland. Diesen lernten wir schon vor 2 Jahren auf unserer Deutschlandreise kennen. Er steht als Mahnmal für die Kirche auf dem Bremer Markplatz und demonstriert die Bremer Reichsfreiheit. Als Bremen die Reichsfreiheit zugesprochen bekam unterstand es keinem geistlichen Herrscher mehr und musste lediglich noch dem Kaiser Rechenschaft ablegen und keiner anderen Obrigkeit. Den geistlichen Herrschern passte es nicht und so wurde der erste Roland, der aus Holz gebaut war, kurzerhand angezündet. Jahre später schufen die Bremer den steinernen Roland, wie er noch heute auf dem Marktplatz Steht. In seiner Rechten Hand trägt er ein Schwert, in seiner linken einen Schild mit dem Bremer Wappen. So wacht der Roland, eine heidnische Figur, über die Stadt und sorgt für Gerechtigkeit.

Wie kann ein Stein für Gerechtigkeit sorgen, fragt man sich zurecht – nun ja, des Rolands Knie zieren je eine stahlspitze. Der Abstand zwischen den beiden Spitzen beträgt genau eine Elle und so konnten die Kaufleute der Hanse sicherstellen, dass alle mit dem gleichen Maß maßen.

Neben dem Roland gehört auch das alte Rathaus zum Welterbe. Das Rathaus wurde 1405-1410 errichtet. 1609-1612 wurde dem gotischen Backsteinbau eine prächtige Renaissancefassade vorgelegt.

Jedes Jahr findet in Bremen die Schaffermahlzeit statt, ein traditionelles Essen der Schiffer und Reeder, welches noch heute die gleiche Speisenfolge aufweist, wie schon beim ersten Mal im Jahre 1545. In der Vergangenheit diente dieses Fest den Kaufleuten dazu, ihren Handel zu planen, bevor sie nach der Eisschmelze wieder in See stachen. Heute wird dieses traditionelle Essen im Neuen Rathaus, in einem Deutschlands vornehmsten Festsälen eingenommen.

Nachdem wir in Bremen alle Welterbe gesehen hatten, machten wir uns auf in Richtung Ruhrgebiet, in dem unsere nächsten Stationen liegen. Da uns die kleinen Unannehmlichkeiten, die wir vorgestern bei unserem 4-Sterne Hotelaufenthalt erlebt hatten, keine Ruhe gelassen haben, beschlossen wir für diese Nacht in einem weiteren 4-Sterne Haus zu buchen, diesmal in Düsseldorf. Wir sind gespannt wie sich der Aufenthalt diesmal gestaltet und sagen „Gute Nacht“.

Kalkutta des Nordens – Schleswig-Holsteinisches und Niedersächsisches Wattenmeer

UNESCO Welterbe seit 2009.
Am Morgen war erst einmal ausschlafen angesagt und so fuhren wir erst gegen halb zwölf nach einem ausgiebigen Frühstück los.

Das Navigationsgerät berechnete 15:00 Uhr als ankunftzeit, doch machten uns mehrere Staus auf der A7 von Neumünster bis Hamburg einen Strich durch die Rechnung. Zur Ferienreisezeit kann man am Hamburger Elbtunnel eigentlich immer mit Stau rechnen – so auch heute. Dazu kamen noch einige Kilometer Landstraße auf dem Weg nach Cuxhaven. Die norddeutschen Fahreigenheiten passten leider nicht so ganz zu unserem Zeitplan. Mit einer unglaublichen Gelassenheit fuhren die Nordlichter über die Straßen.

Wir steuerten den Ort Dunen bei Cuxhaven an um das Niedersächsische und Hamburger Wattenmeer zu sehen. Dort angekommen erinnerte es uns ein wenig an Reiseberichte und Reportagen aus Kalkutta. Er scheint ein sehr beliebter Badeort zu sein, in dem an schönen Sommertagen, an Wochenenden und in den Ferien die Hölle los ist. Autos, Menschen, Fahrräder, Pferdegespanne und Rettungswagen kämpfen um die Vormacht auf den Straßen. Alles ging durcheinander und wir waren froh, das Auto bald auf einem Parkplatz abstellen zu können. Zum Glück waren wir heute  dort, denn morgen findet das jährliche Wattrennen statt, welches seit 1902 ausgetragen wird. Die Tatsache, dass P+R Parkplätze im Nachbarort eingerichtet wurden, lässt erahnen welche Besucheranstürme erwartet werden.

Das Wattenmeer der Nordsee ist das weltweit größte Wattenmeer und reicht von den Niederlanden bis nach Dänemark. Es befindet sich im Wirkungsbereich der Gezeiten und wird zweimal am Tag überflutet. Bei Niedrigwasser geht das Wasser zurück und legt das Watt frei. Dies geschiet im Durchschnitt alle 6 Stunden und 12 Minuten.

Achso, ja. Wir waren erst gegen halb sechs am Wattenmeer, die Staus und Landstraßen kosteten uns wertvolle Zeit, weswegen wir auf eine Wattwanderung verzichten mussten, um schnellstmöglich nach Bremen weiter zu fahren. Jedoch hatte dies auch etwas Gutes, denn so waren wir bei fast Niedrigwasser dort.

Bierfest – Hansestadt Lübeck

UNESCO Welterbe seit 1987.
Unsere Kulturreise setzten wir in Lübeck fort. Am Traveufer in nächster Nähe zum Holstentor wurde gerade alles für das Ducksteinfestival gerichtet. Ein Festbein dem eine Mischung aus Kunst, Kultur und Kulinarischem dargebotenan wird. Leider konnten wir daran nicht teilnehmen, da wir ja noch einige Kilometer mit dem Auto zurücklegen müssen.

Am Holstentor vorbei steuerten wir die Innenstadt mit dem historischen Rathaus, der Marienkirche und der Fußgängerzone an. Das von Soester Kaufleuten mitgegründete Lübeck erhielt 1160 das Soester Stadtrecht, welches als lübisches Recht weit in den Ostseeraum hinein bekannt war und angewandt wurde. 1161 wurden lübecker Kaufleute den im Ostseehandel dominierenden gotländischen Kaufleuten mit Verleihung des Artlenburger Privilegs rechtlich gleichgestellt, ein wichtiger Schritt für die Entwicklung der Hansestadt. Ein weitere Meilenstein war die Erlangung der Reichsfreiheit durch Kaiser Friedrich II. im Jahr 1226. Die nun reichsunmittelbare Stadt unterstand nun keiner hoheitlichen Herrschaft. 1361 wurde Lübeck sogar zum Hauptort der Hanse, was die Vormachtstellung Lübecks im Ostseehandel unterstreicht.

Nach dem Exkurs durch die Lübecker Innenstadt besorgten wir uns noch ein Eis auf die Hand und verließen die Stadt durch das Holstentor. Noch gerade rechtzeitig erreichten wir das Auto, bevor der nette Herr vom Ordnungsamt das abgelaufene Parkticket entdecken konnte. Da uns das Kleingeld fast ausgegangen war, hatte es nur noch für 45 Minuten Parkzeit ausgereicht, weshalb auch der Aufenthalt in Lübeck eher kurz ausfiel. Bei Gelegenheit werden wir uns sicher noch einmal in die Stadt begeben um noch ein wenig mehr der hanseatischen Kultur und die Geschichte der Stadt kennen zu lernen.

Es war gerade einmal 15:30 Uhr und wir steuerten unser nächstes Quartier an der deutsch-dänischen Grenze an. Wir erreichten es kurz nach fünf und freuten uns bereits auf einen gemütlichen Abend und einer etwas christlicheren Zubettgehzeit als die Tage zuvor. Ein Blick auf die Uhr überzeugt mich allerdings vom Gegenteil. Es ist schon fast 00:00 Uhr, Maschi sortiert gerade noch die Bilder für die Galerie und muss gleich noch zwei Blogartikel gegenlesen… Ein weiteres Mal heißt es also: Überstunden, dem Leser zu Liebe.

Hochzeitsreise – Altstädte von Stralsund und Wismar

UNESCO Welterbe seit 2002.
Nach einer geruhsamen Nacht im 4-Sterne(?) Hotel in Greifswald – das hat nichts mit der Überschrift zu tun – fuhren wir nach Stralsund um uns dort die Altstadt anzuschauen, die zusammen mit der Altstadt von Wismar seit 2002 zum UNESCO Welterbe gehört. Dazu später mehr, kommen wir erstmal zum Hotel…

Der Aufenthalt im First-Class Hotel war eine Interessante Erfahrung – Varieté inklusive. So konnten wir doch des öfteren über die teils etwas unbeholfenen Servicekräfte schmunzeln.

Die erste Überraschung erlebten wir auf unserem Zimmer – keine Klimaanlage. Beim Abendessen setzte sich dies fort. Wir bestellten unser Essen, doch kurze Zeit darauf kam die Bedienung wieder um uns mitzuteilen das die Kartoffelschiffchen aus sind. Es vergingen einige Minuten als die Bedienung erneut an unseren Tisch kam um nochmal nachzufragen was wir eigentlich bestellt hatten. Am nächsten Morgen gingen die Überraschungen weiter. Zwar war der Tisch neu eingedeckt, aber einige Überreste unserer Vorgänger waren immernoch present.

Vieleicht hätte dieses Hotel doch nur 3-Sterne verdient oder die Bewertung fällt in ländlichen Gegenden anders aus – wir wissen es nicht.

Aber nun zu Stralsund. Die Hansestadt, das Tor zu Rügen, erreichten wir nach einer gemütlichen Fahrt über die B96 und B105. Nach einer knappen halben Stunde fahrzeit war ein Parkplatz schnell gefunden und die Kameras lagen auch bereits eingeschaltet im Kofferaum. Ohne viel Zeit zu verlieren besichtigten wir die Altstadt und den Hafen mit seinen Speichern. Obwohl sich uns in einem Großteil der Stadt das gewohnte Bild vieler Baustellen bot, so schien doch die Schönheit der Stadt, die 1234 das Stadtrecht erlangte, durch. Stralsund war bis zum Niedergang der Hanse eine bedeutende Handelsstadt, deren Bedeutung dann aber rasch abnahm.

Auf dem Markplatz, vor der alten Rathaus, dessen Erdgeschoss früher als Markhalle genutzt wurde, sahen wir ein Brautpaar, welches wohl gerade im Begriff war, sich in den nächsten Minuten das Ja-Wort zu geben. Sicherlich ein schöner Ort, den sich die beiden dort ausgesucht hatten. Unbekannter Weise wünschen wir ihnen alles Gute.

Als wir nach ungefähr 90 Minuten Fahrt in Wismar ankamen erkannten wir abermals – hier wird gebaut. Ein Teil wichtiger Ortsstraßen war komplett gesperrt und so bahnten wir uns den Weg über enge Einbahnstraßen aus Kopfsteinpflaster auf der verzweifelten Suche nach einem Parkplatz. Hab ich schon erwähnt, dass die Menschen sicherlich weniger Auto fahren würden, wenn sie einen Platz zum abstellen hätten? Auf dem 5. Parkplatz, am Alten Hafen, hatten wir dann endlich Glück und konnten unser Auto sogar kostenlos parken.

Von dort aus gingen wir am alten Bahnhof vorbei in die durch backsteingothik geprägte Altstadt. Dort trafen wir abermals auf ein Brautpaar – diese waren allerdings schon frisch vermählt und sägten gerade, sehr traditionel, gemeinsam einen Baumstamm durch. Dieser Brauch symbolisiert die Wichtigkeit der Wechselwirkung in einer Ehe. Das Brautpaar muss abwechselnd von der Einen, mal von der anderen Seite an der Schrottsäge ziehen, damit sie nicht verklemmt. Reden-Zuhören, Aktivsein-Seinlassen, die Balance in der Arbeit…

Auf dem Markplatz von Wismar befindet sich das Weincafé Schwedenwache, welches noch heute an die Schwedenzeit erinnert. Im 30 Jährigen Krieg wurde die Stadt von Schweden besetzt und fiel 1653 an die Schwedische Krone. Nach der dänischen Besetzung 1680 bauten die Schweden die Stadt zu einer der Stärksten Festungen Europas aus. 1716 wurde die Stadt dennoch während des Pommernfeldzuges von preußisch-dänischen Truppen eingenommen. 1803 verpfändete das schwedische Königreich die Stadt an das Herzogtum Mecklenburg-Schwerin für 99 Jahre. Erst 1903 fielen die Stadt und die umliegenden Gebiete wieder zurück an Deutschland.

Nach einer geruhsamen Nacht im 4 Sterne? Hotel in Greifswald fuhren wir nach Stralsund um

Bergfest – Ein kurzes Fazit zur Halbzeit

Nach über 17 Stationen der deutschen UNESCO Welterbe haben wir etwas über die Hälfte unserer Reise geschafft. Wir liegen nicht nur voll im Plan, sondern haben sogar einen Tag weniger gebraucht als ursprünglich in der Planung vorgesehen.

Wir haben bis jetzt sehr viele sehenswerte Städte, Bauten und Parks gesehen. Jedoch deutet in einigen wenigen Fällen der Begriff Welterbe nicht immer auf ein touristisches Highlight hin, an dem es viel zu sehen gibt.

Den gesparten Tag haben wir auf der heutigen Etappe auch gleich etwas gefeiert. So gab es zur Mittagszeit in Berlin in einem American Diner Rumpsteak. Abends haben wir in gemütlicher Atmosphäre Schweinemedallions und Pfifferlinge gegessen und den Tag ausklingen lassen. Jetzt freuen wir uns aber auch auf die heutige Übernachtung im 4-Sterne Hotel.

Schokolade, Erdbeer, Vanille – Muskauer Park in Bad Muskau

UNESCO Welterbe seit 2004.
Mit seinen 750 Hektar Gesamtfläche ist der in der Oberlausitz gelegene Park der größte im englischen Stil angelegte Landschaftspark Zentraleuropas.

Der vom Gartenliebhaber Fürst Pückler iniziierte Park befindet sich zu zwei dritteln in Polen und zu einem drittel in Deutschland in der Stadt Bad Muskau. Die Neiße teilt die Parkanlage in die deutsche und die polnische Seite. Nach der Wende wurde zuerst der deutsche Teil restauriert, später auch der polnische. Verbunden sind beide Teile mit zwei Brücken, die die deutsch-polnische Freundschaft hervorheben und zugleich für die UNESCO ausschlaggebend war, den Park zum Welterbe zu ernennen.

Fürst Pückler rief 1815 die Bürger Muskaus dazu auf, einen Landschaftspark anzulegen, um die Stadt zu verschönern. Der Gartenliebhaber und detailverliebte Fürst, zu der Zeit noch Graf, steckte viel Geld in den Park. Selbst das eingeheiratete Vermögen seiner Gattin Lucie, die ihm später die Trennung vorschlug, sodass er durch erneute, reiche Heirat sein Vermögen wieder aufstocken könne um den Park noch zu erweitern bzw. neue Gärten anzulegen.

In Bad Muskau angekommen bogen wir kurz vor der deutsch-polnischen Grenze ab und parkten unser Unescoreisemobil für gerade mal 50 Cent für zwei Stunden am Parkeingang. Nach kurzer Orientierungsphase machten wir uns auf, um den Park zu erkunden.

Der größte Blickfang und Touristenmagnet im Park ist sicherlich das dreiflügelige „Neue Muskauer Schloss“ im Neorenaissancestil.

Nach einem kurzen Abstecher nach Polen beschlossen wir zum Auto zurückzukehren. Am im Park befindlichen Stauwehr vorbei schlenderten wir zurück zum Parkplatz. Ein solches Wehr hat es auch schon zu Pücklers Zeiten gegeben, denn mit diesem Wehr wird der Fluss der Neiße für den Park reguliert (unbestätigtes Halbwissen, welches wir von einer Gruppe Rentner im Park aufschnappten 🙂 ).

Alles in Allem kann man sagen, dass sich ein Besuch des Parks in jedem Fall lohnt. Er ist schön angelegt, ohne dabei künstlich zu wirken. Selten findet man einen solch gelungen Park. Da ist dem Namensgeber der Schokolade, Erdbeer Vanille Eiskreation wirklich ein Meisterstück gelungen. Erfunden wurde die Eisspeise von seinem Koch.

Fast schon Platte – Siedlungen der Berliner Moderne

UNESCO Welterbe seit 2008.
Als sich Deutschland zu Ende des 19. Jahrhunderts von einer agrar-geprägten Kultur mehr und mehr zu einer Industrienation mauserte, zog es immer mehr Menschen vom Land in die Stadt. Das führte schnell zu einer Wohnungsknappheit, welche mit Hilfe von sog. Mietkasernen gelöst werden sollte und einige Zeit auch so gelöst wurde. Allerdings waren die Lebensbedingungen in diesen Mietkasernen unangenehm und die Hygiene eine Zumutung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschloss man sozial verträgliche Wohnräume zu schaffen. So beauftragte man die Architekten Bruno Traut, Otto Rudolf Salvisberg und Hans Scharoun mit der Planung entsprechender Stadtviertel.

Ziel war es, zum einen schöne, aber auch praktische Wohnlösungen zu schaffen. Praktisch meint hier, dass möglichst viele Menschen auf kleinen Raum leben sollten, ohne aber die Ästhetik außer Acht zu lassen.

In Berlin gibt es sechs dieser Wohnsiedlungen, von denen wir zwei (Siemensstadt und Britz) besichtigten. Britz ist eine der neueren Siedlungen, sie wurde von 1925 bis 1933 in Form eines Hufeisens gebaut und beherbergt gut 1000 Wohnungen. Im Zentrum der Anlage befindet sich ein riesiges, hufeisenförmiges Gebäude. Davon ausgehend, von einer kleinen Straße getrennt, strahlen Sternförmig Reihenhausstraßenzüge ab. Die Straßen haben alle einen leichten Knick, sodass man nicht von einem bis zum anderen sehen kann. Damit sollte erreicht werden, dass sich die Siedlung Britz zu den umliegenden Gebäuden stärker abgrenzt.

Zwar sind die Gebäude der Berliner Moderne bei weitem nicht mit historischen Bauwerken wir dem Schloss Sanssouci vergleichbar, aber dennoch stellen sie einen wichtigen Teil deutscher Geschichte dar und demonstrieren Eindrucksvoll die Anfänge des sozialen Wohnungsbau.

Wir hatten uns die Siedlungen recht fix angesehen. Keine halbe Stunde haben wir jeweils gebraucht – inklusive Fahrt.

Um noch genügend Zeit für unser nächstes Ziel, den Fürst Prückler Park in Bad Muskau zu haben beschlossen wir Berlin wieder zu verlassen und in Richtung deutsch-polnischer Grenze aufzubrechen.

Ich möchte noch kurz erwähnen, dass die Fahrt durch Berlin recht angenehm war, auch wenn wir Knotenpunkte wie den „Großen Stern“, das „Brandenburger Tor“ oder das „Dreieck Funkturm“, Deutschlands meistbefahrener Autobahnabschnitt, überwinden mussten.

Auferstanden aus Ruinen – Museumsinsel in Berlin

UNESCO Welterbe seit 1999.
Im 19. Jahrhundert beschloss König Friedrich Wilhelm III. die Schätze der königlichen Schlösser öffentlich zugänglich zu machen und legte somit den Grundstein für die Berliner Museumsinsel, die einer der bedeutensten Museumskomplexe der Welt ist.

Im Laufe der Zeit wurden immer weitere Museen gebaut. So entstand nach dem alten Museum das Neue Museum im spätklassizistischem Stil, das Kaiser-Friedrich-Museum und zu guter letzt, erst 1930 fertiggestellt, das Pergamonmuseum, welches das wohl am besten besuchte Museum der Insel ist.

Kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges wurden die Museen durch einen Luftangriff der Amerikaner zu 70% zerstört. Obwohl mit dem Wiederaufbau und der Restauration der Kunstgegenstände breits in den 50er Jahren begonnen wurde, dauern die Baumaßnahmen noch immer an. Im Jahr 2009 wurde das Pergamonmuesum vollständig restauriert wieder seiner Bestimmung übergeben und so wurde der Museumsbetrieb wieder aufgenommen.

Geht man heute daran vorbei, stellt man fest, dass die griechischen Säulen vor dem Eingang unterschiedlichen Alters sind. So wurden teils die ursprünglichen Säulen wieder verbaut, fehlende Teile ergänzt oder gänzlich neue Steinsäulen eingesetzt.

Die gesamte Architektur der Museumsinsel wirkt mit ihren antiken Elementen sehr einladend. Die Säulenarchitektur unterstreicht die Offenheit und den ursprünglichen Gedanken König Friedrich Wilhelm III. die Kunstschätze jedem zugänglich zu machen.

Auf der Insel herrscht reges treiben. Einige Straßenmusiker sind dort anzutreffen. Sie lassen den Besucher noch leichter und schneller in eine andere Welt eintauchen. Klassische Geigenmusik bremst das Tempo der Großstädter und Touristen. Die schön angelegten Gärten, mit ihren Springbrunnen und Blumenrabatten laden zum verweilen ein. So sind neben den vielen Hobbyfotografen auch viele Leseratten anzutreffen, die es sich im Schatten mit einem Eis gemütlich gemacht haben.

Die Bedeutung des Museumskomplex wird deutlich, wenn man die ellen-lange Schlange vor dem Tickethäuschen sieht, wo dutzende Interessierte für eine Karte anstehen. Wer an einer Führung teilnehmen möchte, sollte sich schon frühzeitig dafür anmelden – danach bleibt Zeit, noch ein bisschen die Umgebung zu erkunden.

Wie schon vor zwei Jahren sahen wir noch einige Baustellen. Nur das Pergamonmuseum war, wie bereits erwähnt, schon restauriert. Auf der Deutschlandreise gingen wir dort noch durch ein Säulengerippe.

Weil so viel Kulutur hungrig macht, aßen wir noch etwas zu Mittag. Danach fuhren wir zu den Siedlungen der Berliner Moderne – noch mehr Kultur… Aber es macht noch Spaß 🙂