UNESCO Welterbe seit 1994.
Wir fuhren nach Völklingen. Ein bisschen Geographie am Rande: Völklingen liegt im Saarland, direkt neben Saarbrücken. So war es für uns heute eine kurze Anreise von unserem Hotel in der Saarbrücker Innenstadt zur Völklinger Hütte.
Die Eisenhütte wurde 1873 vom Hütteningeneur Julius Buch gegründet. Dieser musste die Hütte aber 6 Jahre später schon wieder verkaufen, da sich die Verhüttung des Roheisens aufgrund hoher Zölle nicht rentierte.
1881 wagte Carl Röchling einen Neuanfang. Er und seine Familie schafften es in nur 9 Jahren zum größten Eisenträgerhersteller Deutschlands. Immer wieder investierte er in neue Technologien. Die alten Hochöfen schaltete er schnell ab und ließ neuere, modernere Öfen bauen. Dies brachte ihm einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Röchling baute kurze Zeit später das Thomas-Stahlwerk in welchem das Thomas-Verfahren zum Einsatz kam. Dieses Verfahren wurde zum Beispiel für die Produktion von Bahnschienen eingesetzt.
1897 wurde die Hütte um eine Kokerei erweitert, um extrem kohlenstoffhaltige Kohle produzieren zu können, die für die Verhüttung von Eisenerz benötigt wird. Auf diese Weise musste der Koks nicht angeliefert werden sondern konnte direkt auf dem Werksgelände in direkter Nähe zu den Hochöfen in der Koksbatterie hergestellt werden.
In Völklingen entstand 1928 eine der modernsten und größten Sinteranlagen Europas. Mit der Sintertechnik ist das Recycling von Abfallprodukten bei der Verhüttung möglich. Gichtstaub und Feinerz werden dabei unter Druck auf Temperaturen kurz unterhalb ihres Schmelzpunktes gebracht um sie so in feste Blöcke zu pressen. Diese werden widerum dem Hochofen zugeführt um weiteres Eisen daraus zu gewinnen.
Den Produktionshöhepunkt erreichte die Hütte 1952 durch den Bauboom der Nachkriegszeit. Während ihrer Hochzeit waren dort bis zu 17.000 Menschen beschäftigt. Leider erholte sich das Werk nie von der Stahlkrise 1975 und so müsste die Hütte 1986 stillgelegt werden.
Man kann das gesamte Gelände der Völklinger Hütte auf eigene Faust erkunden. Am besten eignet sich hierzu der beschilderte Rundgang. Wer möchte kann sich einen Audioguide auszuleihen oder sich vorab aus dem Internet herunterladen, sodass man während des Hüttenbesuchs nicht alle Schilder und hinweistafeln durchlesen muss. Führungen werden scheinbar nur für größere Gruppen nach vorheriger Anmeldung angeboten.
Das ehemalige Stahlwerk ist heute Europas wichtigster Standort für Industriekultur. Wer das Flair alter Industrieanlagen mag, dem wird ein Besuch der Hütte sicherlich gefallen. Wer zusätzlich frei von Höhenangst ist und es nicht scheut, einen Bauhelm zu tragen, der sollte dann bei seiner Besichtigungstour auch das Hochplateu der Hütte erklimmen um aus fast 50 Meter Höhe einen Blick über den gesamten Komplex zu das Umland zu bekommen.
Noch ein kleiner Hinweis für die Sparfüchse: Der Rentenbescheid hilft beim Sparen leider nicht weiter, aber ADAC-Mitglieder sparen einen Cent pro Liter. Öhm, zahlen 10 Euro statt 12, wollte ich sagen…