Kohle und Kumpel – Industriekomplex Zeche Zollverein in Essen

UNESCO Welterbe seit 2001.
Das 4 Sterne besser gehen bewies das Lindner Congress Hotel in Düsseldorf eindrucksvoll. Das Zimmer war sehr großzügig geschnitten und ließ keine Wünsche offen. Die Servicekräfte waren professionel, freundlich und zuvorkommend. In gemütlicher Atmosphäre aßen wir in der Hotelbar ein echtes Wiener Schnitzel und tranken, wie es sich in Düsseldorf gehört, ein Altbier. Kölsch schickt sich nicht in D’Dorf, wie man uns zu verstehen gab.

Glück auf! Mit diesen Worten wurden wir in der Zeche Zollverein in Essen zur Führung begrüßt. Leider hatten wir nicht so richtig Glück mit dem Wetter und so besichtigten wir, die lange Zeit modernste Zeche der Welt, in strömenden Regen. Die Zeche wurde 1847 von Franz Haniel gegründet. 1918 wurde die Zeche unter Leitung der Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer erweitert. Sie achteten auf die Einhaltung einer perfekten Symetrie. Viele Gebäude auf dem Gelände sind gespiegelt oder zumindest optisch gespiegelt. So ist zum Beispiel die Elektrowerkstatt nicht genauso groß wie die gegenüber liegende Maschinenwerkstatt aber optisch wirken sie identisch, denn die Architekten bauten eine Art Blindwand um diesen Eindruck zu erwecken. Weiter setzt sich dieses Konzept beim Haupteingang durch, wo zwei Pförtnerhäuschen errichtet wurden obwohl das Zweite nie gebraucht wurde.

Die Architekten Schupp und Kremmer „erfanden“ ganz nebenbei die Normung. So definierten sie Einheitsgrößen für zum Beispiel Fenster. Diese konnten vorab in großer Stückzahl produziert und vor Ort schnell verbaut werden. Somit war es möglich den Neubau um den Doppelbockförderturm von Schacht XII in kürzester Zeit fertig zu stellen.

Der auf dem Foto zu sehende Doppelbockförderturm wurde ausschließlich zur Förderung und nicht zur Fahrung genutzt. Das heißt, Bergleute fuhren damit weder ein noch aus, wie uns unserer Führer, der selbst in dieser Zeche gelernt und über 30 Jahre als Bergmann gearbeitet hatte, erklärte.

Bei der Führung erfuren wir einiges über den Steinkohleabbau im Ruhrgebiet und natürlich über den von der Zeche Zollverein im speziellen. Eine Führung lohnt sich allemal. Mit vielen medialen Einspielungen, seien es Tonbandaufzeichnungen oder kleine Filme wird die Führung gut aufgepeppt. So wird zum Beispiel auf die heute still stehenden Maschinen eine Animation der Arbeitsweise projeziert, sodass man sich sehr gut vorstellen kann, wie die Kohle durch die einzelnen Stationen in der Zeche läuft.
Es wurde dort nicht nur gefördert und sortiert, der Zeche war auch eine Kokerei angeschlossen, in der die Kohle veredelt wurde.

Interessant ist die Tatsache, dass umliegende Zechen ihren Abbau unter Tage zum Förderturm des Schacht XII auf Förderbändern transportierten, um ihn dort zu Tage zu befördern.

Noch heute ist die Zeche Zollverein trotz ihrer Stilllegung von großer Bedeutung für das Ruhrgebiet. Die sich mit Wasser füllenden Schächte in der Gegend müssen trocken gehalten werden. Dies geschieht derart, dass sämtliches Wasser in Schacht XII zusammenläuft, dort gefördert wird und in eine Kläranlage gepumpt wird, bevor es dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt wird.

Zu Hochzeiten wurden in der Zeche täglich 12.000 Tonnen Kohle gefördert. Dazu war es nötig 15.000 Tonnen Material zu Tage zu fördern, später, als mehr Maschinen unter Tage eingesetzt wurden, die die Kohle nicht vom Berg unterscheiden konnten musste sogar noch mehr gefördert werden. Mit Fertigstellung und Inbetriebnahme des Doppelbockförderturms von Schacht XII wurden die anderen Schächte nur noch zur Fahrung genutzt und sämtlicher Abbau wurde an zentraler Stelle gefördert.

Das nicht verwertbare Gestein wurde nicht alles auf einer Halde abgeladen sondern ein großer Teil mit der Bahn in die Niederlande gebracht, wo es zum Deichbau diente.

Es offentbarten sich uns einige weitere dieser netten Details über den Bergbau im Ruhgebiet. Diese hier alle widerzugeben würde den Rahmen etwas sprengen und so sprechen wir an dieser Stelle die Empfehlung aus, die Zeche zu besuchen und eine Führung mit zu machen. Allerdings sollte man besseres Wetter abpassen, sodass man vom Dach der ehemaligen Kohlenwäsche aus auch weit ins Umland schauen kann. Zwar bestiegen wir das Flachdach mit Besucherterrasse und erwischten glücklicherweise eine Wolkenlücke doch leider war es zu diesig, als dass man weit sehen konnte.

Nun war schon Mittag und wir hatten außer eines Brötchens noch nichts weiter gegessen, weshalb wir direkt im Anschluss an die Führung nach Köln aufbrachen. Wie praktisch, dass sich dort das nächste Welterbe befindet…

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