Bergfest – Ein kurzes Fazit zur Halbzeit

Nach über 17 Stationen der deutschen UNESCO Welterbe haben wir etwas über die Hälfte unserer Reise geschafft. Wir liegen nicht nur voll im Plan, sondern haben sogar einen Tag weniger gebraucht als ursprünglich in der Planung vorgesehen.

Wir haben bis jetzt sehr viele sehenswerte Städte, Bauten und Parks gesehen. Jedoch deutet in einigen wenigen Fällen der Begriff Welterbe nicht immer auf ein touristisches Highlight hin, an dem es viel zu sehen gibt.

Den gesparten Tag haben wir auf der heutigen Etappe auch gleich etwas gefeiert. So gab es zur Mittagszeit in Berlin in einem American Diner Rumpsteak. Abends haben wir in gemütlicher Atmosphäre Schweinemedallions und Pfifferlinge gegessen und den Tag ausklingen lassen. Jetzt freuen wir uns aber auch auf die heutige Übernachtung im 4-Sterne Hotel.

Schokolade, Erdbeer, Vanille – Muskauer Park in Bad Muskau

UNESCO Welterbe seit 2004.
Mit seinen 750 Hektar Gesamtfläche ist der in der Oberlausitz gelegene Park der größte im englischen Stil angelegte Landschaftspark Zentraleuropas.

Der vom Gartenliebhaber Fürst Pückler iniziierte Park befindet sich zu zwei dritteln in Polen und zu einem drittel in Deutschland in der Stadt Bad Muskau. Die Neiße teilt die Parkanlage in die deutsche und die polnische Seite. Nach der Wende wurde zuerst der deutsche Teil restauriert, später auch der polnische. Verbunden sind beide Teile mit zwei Brücken, die die deutsch-polnische Freundschaft hervorheben und zugleich für die UNESCO ausschlaggebend war, den Park zum Welterbe zu ernennen.

Fürst Pückler rief 1815 die Bürger Muskaus dazu auf, einen Landschaftspark anzulegen, um die Stadt zu verschönern. Der Gartenliebhaber und detailverliebte Fürst, zu der Zeit noch Graf, steckte viel Geld in den Park. Selbst das eingeheiratete Vermögen seiner Gattin Lucie, die ihm später die Trennung vorschlug, sodass er durch erneute, reiche Heirat sein Vermögen wieder aufstocken könne um den Park noch zu erweitern bzw. neue Gärten anzulegen.

In Bad Muskau angekommen bogen wir kurz vor der deutsch-polnischen Grenze ab und parkten unser Unescoreisemobil für gerade mal 50 Cent für zwei Stunden am Parkeingang. Nach kurzer Orientierungsphase machten wir uns auf, um den Park zu erkunden.

Der größte Blickfang und Touristenmagnet im Park ist sicherlich das dreiflügelige „Neue Muskauer Schloss“ im Neorenaissancestil.

Nach einem kurzen Abstecher nach Polen beschlossen wir zum Auto zurückzukehren. Am im Park befindlichen Stauwehr vorbei schlenderten wir zurück zum Parkplatz. Ein solches Wehr hat es auch schon zu Pücklers Zeiten gegeben, denn mit diesem Wehr wird der Fluss der Neiße für den Park reguliert (unbestätigtes Halbwissen, welches wir von einer Gruppe Rentner im Park aufschnappten 🙂 ).

Alles in Allem kann man sagen, dass sich ein Besuch des Parks in jedem Fall lohnt. Er ist schön angelegt, ohne dabei künstlich zu wirken. Selten findet man einen solch gelungen Park. Da ist dem Namensgeber der Schokolade, Erdbeer Vanille Eiskreation wirklich ein Meisterstück gelungen. Erfunden wurde die Eisspeise von seinem Koch.

Fast schon Platte – Siedlungen der Berliner Moderne

UNESCO Welterbe seit 2008.
Als sich Deutschland zu Ende des 19. Jahrhunderts von einer agrar-geprägten Kultur mehr und mehr zu einer Industrienation mauserte, zog es immer mehr Menschen vom Land in die Stadt. Das führte schnell zu einer Wohnungsknappheit, welche mit Hilfe von sog. Mietkasernen gelöst werden sollte und einige Zeit auch so gelöst wurde. Allerdings waren die Lebensbedingungen in diesen Mietkasernen unangenehm und die Hygiene eine Zumutung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschloss man sozial verträgliche Wohnräume zu schaffen. So beauftragte man die Architekten Bruno Traut, Otto Rudolf Salvisberg und Hans Scharoun mit der Planung entsprechender Stadtviertel.

Ziel war es, zum einen schöne, aber auch praktische Wohnlösungen zu schaffen. Praktisch meint hier, dass möglichst viele Menschen auf kleinen Raum leben sollten, ohne aber die Ästhetik außer Acht zu lassen.

In Berlin gibt es sechs dieser Wohnsiedlungen, von denen wir zwei (Siemensstadt und Britz) besichtigten. Britz ist eine der neueren Siedlungen, sie wurde von 1925 bis 1933 in Form eines Hufeisens gebaut und beherbergt gut 1000 Wohnungen. Im Zentrum der Anlage befindet sich ein riesiges, hufeisenförmiges Gebäude. Davon ausgehend, von einer kleinen Straße getrennt, strahlen Sternförmig Reihenhausstraßenzüge ab. Die Straßen haben alle einen leichten Knick, sodass man nicht von einem bis zum anderen sehen kann. Damit sollte erreicht werden, dass sich die Siedlung Britz zu den umliegenden Gebäuden stärker abgrenzt.

Zwar sind die Gebäude der Berliner Moderne bei weitem nicht mit historischen Bauwerken wir dem Schloss Sanssouci vergleichbar, aber dennoch stellen sie einen wichtigen Teil deutscher Geschichte dar und demonstrieren Eindrucksvoll die Anfänge des sozialen Wohnungsbau.

Wir hatten uns die Siedlungen recht fix angesehen. Keine halbe Stunde haben wir jeweils gebraucht – inklusive Fahrt.

Um noch genügend Zeit für unser nächstes Ziel, den Fürst Prückler Park in Bad Muskau zu haben beschlossen wir Berlin wieder zu verlassen und in Richtung deutsch-polnischer Grenze aufzubrechen.

Ich möchte noch kurz erwähnen, dass die Fahrt durch Berlin recht angenehm war, auch wenn wir Knotenpunkte wie den „Großen Stern“, das „Brandenburger Tor“ oder das „Dreieck Funkturm“, Deutschlands meistbefahrener Autobahnabschnitt, überwinden mussten.

Auferstanden aus Ruinen – Museumsinsel in Berlin

UNESCO Welterbe seit 1999.
Im 19. Jahrhundert beschloss König Friedrich Wilhelm III. die Schätze der königlichen Schlösser öffentlich zugänglich zu machen und legte somit den Grundstein für die Berliner Museumsinsel, die einer der bedeutensten Museumskomplexe der Welt ist.

Im Laufe der Zeit wurden immer weitere Museen gebaut. So entstand nach dem alten Museum das Neue Museum im spätklassizistischem Stil, das Kaiser-Friedrich-Museum und zu guter letzt, erst 1930 fertiggestellt, das Pergamonmuseum, welches das wohl am besten besuchte Museum der Insel ist.

Kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges wurden die Museen durch einen Luftangriff der Amerikaner zu 70% zerstört. Obwohl mit dem Wiederaufbau und der Restauration der Kunstgegenstände breits in den 50er Jahren begonnen wurde, dauern die Baumaßnahmen noch immer an. Im Jahr 2009 wurde das Pergamonmuesum vollständig restauriert wieder seiner Bestimmung übergeben und so wurde der Museumsbetrieb wieder aufgenommen.

Geht man heute daran vorbei, stellt man fest, dass die griechischen Säulen vor dem Eingang unterschiedlichen Alters sind. So wurden teils die ursprünglichen Säulen wieder verbaut, fehlende Teile ergänzt oder gänzlich neue Steinsäulen eingesetzt.

Die gesamte Architektur der Museumsinsel wirkt mit ihren antiken Elementen sehr einladend. Die Säulenarchitektur unterstreicht die Offenheit und den ursprünglichen Gedanken König Friedrich Wilhelm III. die Kunstschätze jedem zugänglich zu machen.

Auf der Insel herrscht reges treiben. Einige Straßenmusiker sind dort anzutreffen. Sie lassen den Besucher noch leichter und schneller in eine andere Welt eintauchen. Klassische Geigenmusik bremst das Tempo der Großstädter und Touristen. Die schön angelegten Gärten, mit ihren Springbrunnen und Blumenrabatten laden zum verweilen ein. So sind neben den vielen Hobbyfotografen auch viele Leseratten anzutreffen, die es sich im Schatten mit einem Eis gemütlich gemacht haben.

Die Bedeutung des Museumskomplex wird deutlich, wenn man die ellen-lange Schlange vor dem Tickethäuschen sieht, wo dutzende Interessierte für eine Karte anstehen. Wer an einer Führung teilnehmen möchte, sollte sich schon frühzeitig dafür anmelden – danach bleibt Zeit, noch ein bisschen die Umgebung zu erkunden.

Wie schon vor zwei Jahren sahen wir noch einige Baustellen. Nur das Pergamonmuseum war, wie bereits erwähnt, schon restauriert. Auf der Deutschlandreise gingen wir dort noch durch ein Säulengerippe.

Weil so viel Kulutur hungrig macht, aßen wir noch etwas zu Mittag. Danach fuhren wir zu den Siedlungen der Berliner Moderne – noch mehr Kultur… Aber es macht noch Spaß 🙂

Frühsport – Schlösser und Parks in Potsdam und Berlin

UNESCO Welterbe seit 1990.
Gleich nach dem Aufstehen besichtigten wir das Schloss und den Park Cecilienhof in Potsdam, eine Parkanlage, die zum Welterbe Schlößer und Gärten von Potsdam und Berlin gehört.

Der Park ist ein beliebtes Ziel für Jogger. Viele Potsdamer und Potsdammerinnen treiben dort ihren Frühsport und wir schlossen uns an. Im Eiltempo liefen wir durch den Park, machten unsere Fotos und fuhren eine gute Stunde nach Ankunft weiter, zur nächsten Station. Nicht, ohne vorher eine kleine Brotzeit eingelegt zu haben.

Vom Schloss Cecilienhof aus, in denen das Potsdamer abkommen nach dem zweiten Weltkrieg unterschrieben wurde und welches heute ein Hotel und Restaurant ist, fuhren wir zum Volkspark Glienicke. Er befindet sich am westlichen Stadtrand Berlins direkt am Wannsee. Als Naturschutzgebiet in der Großstadt stellt auch diese Parkanlage ein beliebtes Ausflugsziel dar. Die Anlage ist zwar gepflegt, aber keinesfalls im englischen Stil oder im Rokoko, dem Spätbarock, wie das Schloss und der Schlosspark Sanssouci, den wir bereits am Vorabend besuchten.

Das Schloss Sanssouci, weches auch als preußisches Versailles bezeichnet wird, ist bereits ein alter Bekannter. Wir besuchten das Schloss und die Parkanlagen bereits auf unserer Deutschlandreise vor zwei Jahren. Diese Tatsache konnte uns aber nicht davon abhalten, die schöne Parkanlage ein weiteres mal aufzusuchen. In diesem Jahr gaben wir uns alle Mühe, den Park auf anderen Wegen zu erkunden, was auch zum größten Teil gut klappte. Nur einmal bogen wir falsch ab und liefen einen großen Bogen um den Park, um an anderer Stelle wieder hinein zu gelangen. Es stellte sich aber heraus, dass dies nicht weiter schlimm sein sollte, denn wir erreichten das Chinesische Teehaus, welches wir zuvor schon mit dem Auto aufsuchen wollten, nun zu Fuß. Mit dem Auto hatten wir auf Grund der schlechten Parkplatzsituation und diverser Baustellen Pech.

Das UNESCO Welterbe der Schlößer und Gärten von Potsdam und Berlin erstreckt sich vom Schloss Sanssouci bis hin an den Wannsee. Da es uns nicht möglich war alle Sehenswürdigkeiten abzugrasen, hatten wir uns für dieses gut verteilte und recht ausgewogene Programm entschieden und mussten dies auch nicht bereuen.

Das Schloss Sanssouci, welches in den Jahren 1745–1747 erbaut wurde, wurde knapp 100 Jahre später nochmals erweitert und umgebaut. Es sollte Macht demonstrieren und bei Gästen Eindruck schinden. Hinzu kamen noch die weiteren Landhäuser, Lustschlösser und Gärten, die das heutige Welterbe bilden.

Nach ausgedehnten Wandertouren beschlossen wir, die Museumsinsel in Berlins Mitte zu besichtigen.